Endlich um 15:00 Uhr ohne Stress mit den Kindern auf den Spielplatz, und abends noch ein paar Aufgaben erledigen. Dein Arbeitgeber ermöglicht dir die Freiheit und kontrolliert nicht jede Minute, die du anwesend bist. Klingt gut?
Flexible Arbeitszeiten wünschen sich insbesondere Eltern. Doch nicht alle Unternehmen bieten diese neuen Modelle an.
Wenn du nach mehr Tagen im Home-Office, einem Sabbatical oder einem Job-Sharing Modell fragst, kommt es also auf dein Verhandlungsgeschick an.
Arbeitnehmer können durchaus selbstbewusst das Thema ansprechen, denn für Unternehmen ist es nur positiv, offen für flexible Arbeitszeiten zu sein!
Die Vorteile von Unternehmen, wenn sie flexible Arbeitszeiten anbieten
- Angestellte sind produktiver, wenn sie die Arbeitszeit flexibel auf ihre Bedürfnisse einteilen können – das zeigt eine Studie des IAB von 2019 (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung).
- Unternehmen gelten als innovativ, wenn sie neue Arbeitsmodelle unterstützen. Das zieht neue Talente an. 58% der jungen Arbeitnehmer finden es sehr wichtig, dass Familie und Beruf sich vereinbaren lassen.
- Arbeitnehmer bleiben eher im Unternehmen und sind seltener krank, wenn sie die Arbeitszeit beeinflussen können. Krankheitstage bedeuten für Unternehmen einen erheblichen Produktivitätsverlust.
- Manchmal kündigen auch Angestellte, wenn flexible Arbeitszeitmodelle im Unternehmen nicht möglich sind. Die Kosten, jemanden Neuen einzustellen und einzulernen sind hoch.
- Teilweise spart sich das Unternehmen die eigenen Betriebskosten für den Arbeitsplatz, wenn zum Beispiel beim Home-Office hauptsächlich von zu Hause aus gearbeitet wird.
Die Vorbereitung auf das Gespräch mit dem oder der Vorgesetzten
Eine gute Vorbereitung für ein Gespräch ist die halbe Miete. Schon Benjamin Franklin sagte vor ca. 300 Jahren:
If you fail to plan, you are planning to fail.
Benjamin Franklin
Nimm dir dafür am besten zumindest eine Stunde frei und beantworte für dich folgende Fragen schriftlich.
Beginnen wir mit dem Status quo:
- Warum arbeite ich gerne? Was macht mir Spaß, was motiviert mich? Sind es zum Beispiel die Kollegen, die Aufgabe oder die Vorgesetzten?
Nun geht es an deine Ziele.
Du möchtest ja etwas ändern, um mehr Zeit für dich oder deine Familie zu haben! Auch hier die positiven Auswirkungen für dich persönlich beschreiben. Folgendes solltest du für dich beantworten können:
- Warum genau möchtest du weniger Stunden arbeiten? Wofür willst du mehr Zeit haben?
Nun beginnt der dritte Punkt in deinen Überlegungen. Die vielen tollen Auswirkungen, wenn dein Ziel erreicht wird. Für dich und für dein Unternehmen. Notiere dir:
- Welche Vorteile könnte dein Unternehmen oder dein Chef, deine Chefin davon haben, wenn Sie einem neuen Arbeitszeitmodell zustimmen?
Es hat wie gesagt gute Seiten auch für dein Unternehmen, wenn sie deinem Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten zuzustimmen. Sei es einen zufriedeneren Mitarbeiter oder ein gutes Image.
Nun geht es ans Eingemachte. Du vereinbarst deinen Termin mit deiner Chefin oder deinem Chef und kannst loslegen:
Wie du deine Frage nach flexiblen Arbeitszeiten am besten formulierst
Ganz zu Beginn erklärst du natürlich, warum du um den Termin gebeten hast. Dann geht es los:
- Beginne damit zu erklären, was dir besonders gut gefällt an deiner derzeitigen Arbeit.
- Fahre fort damit, wofür du gerne mehr Zeit hättest. Dabei hilft es der Sache, wenn du aussprichst, wie du dich fühlst. Denn wenn du ehrliche Gefühle ansprichst, aktivierst du dein Gegenüber besonders zu einem Umdenken. Das bedeutet nicht, dass du auf Mitleid spekulierst oder dich klein machst. Es gehört sehr viel Mut dazu, eigene Schwächen anzusprechen und es hat gleichzeitig eine große Kraft, andere zu überzeugen. Zu dem Thema gibt es auch ein großartiges Video der Sozialwissenschaftlerin Brené Brown.
- Nun kannst du konstruktive Lösungsvorschläge einbringen. Zentral für deine gute Lösung ist natürlich das Arbeitszeitmodell, das du dir wünschst. Bedenke jedoch auch die positive Auswirkung nicht nur für dich, sondern vor allem für das Unternehmen zu betonen.
Beispiele für einen Gesprächsanfang gefällig? Hier kommen zwei:
Gesprächsleitfaden für ein Sabbatical:
Hallo, heute habe ich dich um den Termin gebeten, weil ich mit dir ein neues Arbeitszeitmodell besprechen möchte.
Du weißt, die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen und mit dir macht mir viel Freude, und das Projekt finde ich auch richtig spannend.
Das motiviert mich, jeden Tag in die Arbeit zu gehen. In den letzten Monaten jedoch kam mir immer wieder der Gedanke, wie schön es nicht gewesen wäre, nach meiner Ausbildung noch einmal zu verreisen. Das war schon immer mein Herzenswunsch, doch habe ich ihn wegen meiner interessanten Arbeit hier verschoben. Ich sehne mich noch immer sehr nach neuen Erfahrungen und Ländern. Doch ich mache mir Sorgen, was das beruflich für mich bedeuten könnte, noch einmal für längere Zeit zu verreisen.
Mein Vorschlag ist, im nächsten Jahr ein Sabbatical über sechs Monate zu nehmen. Damit erhalte ich wieder viele neue Eindrücke und komme noch produktiver und motivierter zurück zu meiner Arbeit. Was sagst du dazu?
Gesprächsleitfaden für mehr Home-Office Tage:
Hallo, heute wollte ich mit Ihnen über meinen Arbeitsplatz reden.
Sie wissen, jeden Tag gehe ich sehr gerne zur Arbeit. Der Zusammenhalt innerhalb des Teams ist toll und meine Aufgaben machen mir viel Freude.
Wenn ich nach Hause komme, sehe ich jedoch, dass meine Frau und meine Kinder mehr Hilfe benötigen. Dieser Gedanke stresst mich auch in der Arbeit. Ich sehe einfach, dass ich den beruflichen und familiären Anforderungen nicht ganz gerecht werden kann.
Daher denke ich, dass mehr Home-Office-Tage derzeit genau das richtige wären. Meine Arbeitswege fallen an diesen Tagen weg, was mein Wegbleiben verkürzt. Gleichzeitig ist es mir auch möglich, meine Aufgaben im Beruf konzentriert zu Hause zu erledigen. Der Austausch mit dem Team klappt an den übrigen Tagen im Büro. Dank mehr Arbeit von zu Hause wäre ich noch konzentrierter bei der Sache und kann noch schneller das Wichtigste abarbeiten.
Argumente des Unternehmens gegen ein neues Arbeitszeitmodell
Wahrscheinlich wird deine Vorgesetzte oder dein Vorgesetzter Argumente dagegen anführen, wie gut auch deine Anfrage formuliert sein mag. Auch hier gilt, Vorbereitung ist das Wichtigste. Du kannst dir schon überlegen, welche Argumente wahrscheinlich dagegen angeführt werden und wie du darauf reagierst.
Direkt beim Gespräch hat sich bewährt, zuerst das Gegenargument anzunehmen. Dann das Motiv des Einwands zu erfragen. Zum Schluss dafür eine Lösung anbieten. Hier ein Beispiel:
„Wenn du das machst, wollen es alle machen.“
Ich verstehe, dir ist wichtig, dass nicht alle deine Mitarbeiter ständig Home-office machen.
(Gegenargument annehmen)
Ist deine Befürchtung, dass dann keine Aufgaben mehr erledigt werden? Oder denkst du, dass wichtige Informationen verloren gehen ohne persönlichen Austausch?
(Motiv erfragen)
Dann eine Lösung vorschlagen. Ein Weg wäre, maximal drei Homeoffice-Tagen pro Monat für alle vorzuschreiben. Alternativ kannst du anbieten, dass du dich regelmäßig während des Home-office-Tages meldest per Telefon, Chat oder Videokonferenz, um noch immer einen regen Austausch im Team zu garantieren.
(Lösungen erarbeiten)
Wahrscheinlich klappt es nicht gleich beim ersten Meeting, ein Sabbatical zu bekommen. Sehr wahrscheinlich muss deine Chefin oder dein Chef das noch besprechen mit anderen im Unternehmen, wie zum Beispiel dem Personalleiter der der Personalleiterin.
Doch kann das der erste Schritt sein hin zu mehr Zeit für dich oder für deine Familie. Wir drücken dir ganz fest die Daumen!
Hast du schon mal nach einem anderen, flexiblen Arbeitsmodell bei deinem Arbeitgeber gefragt? Was war die Reaktion? Ich freue mich über dein Kommentar!