Nachhaltiges Investieren wird immer beliebter. Das Investitionsvolumen ist allein in den Jahren 2014 bis 2018 um 70 % gewachsen. Es tut sich weiterhin viel am nachhaltigen Kapitalmarkt. Doch ist alles ethisch einwandfrei, was ein nachhaltiges Siegel trägt? Nico und ich das einmal genauer unter die Lupe nehmen.
Gleich zu Beginn der Podcastfolge stelle ich fest: Experten für grünes Investment sind Nico und ich nicht. Darum freuen wir uns umso mehr, dass wir eine überaus kompetente Interviewpartnerin gewonnen haben: Claudia Müller, Gründerin des Female Finance Forum.
Sie steht uns Rede und Antwort. Bis 2017 war sie der erste Kontakt bei der Deutschen Bundesbank für nachhaltige Geldanlagen. Wir könnten uns keine bessere Gesprächspartnerin wünschen.
Für Claudia war Nachhaltigkeit in Kombination mit Geldanlage selbst neu, als die Bundesbank das Thema mit ihr besetzen wollte. Bis dahin war ihr die Nachhaltigkeit eher als persönlicher Lebensstil wichtig. Also weniger Fleisch beispielsweise oder öfter mal das Rad nehmen statt das Auto.
Wie kann eine private Investorin oder ein Investor nachhaltig investieren?
Claudia zählt auf: Von der gedämmten Immobilie bis zu Projekten wie Solarparks, von Einzelaktien bis zu gemanagten Fonds und ETFs, die nur in Unternehmen investieren, die einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Bei all dem ist zu beachten: nachhaltig bedeutet nicht gleich wirtschaftlich tragfähig! Die Basics der Finanzanlage, also breit streuen und das eigene Risikobewusstsein kennen stehen an erster Stelle. Danach ist ein Nachhaltigkeitsfilter durchaus sinnvoll, so Claudia. Denn auch nachhaltige Unternehmen können Pleite gehen.
Grüne Banken als nachhaltige Geldanlage
Claudia ist der Meinung, ein Girokonto bei einer nachhaltigen Bank kann ein direkterer Hebel sein als nachhaltige Geldanlage. Die Hausbank um die Ecke könnte das geparkte Geld auch in Firmen stecken, die Kohle fördern oder gar Kinderarbeit unterstützen. Grüne Banken schließen das aus.
Bedenken beim nachhaltig Investieren:
In der Podcastfolge sprechen Nico und ich auch unsere Bedenken an. Was, wenn der gewählte nachhaltige ETF nicht den eigenen Wertvorstellungen entspricht? Ist es tatsächlich richtig, dass kleinere Unternehmen weniger “moralisch gut” sind als Großkonzerne?
Ein großes Problem besteht nämlich: Es gibt keine klare Definition von Nachhaltigkeit. Die ist von Land zu Land oder gar Rating-Anbieter zu Rating-Anbieter verschieden.
Am Ende können wir drei uns einigen: Die Produkte für eine nachhaltige Geldanlage werden günstiger, alles ist im Fluss. Ökobanken sind eine super Sache und ohnehin gilt der sehr weise Spruch von Claudia: Better done than perfect.
Links nachhaltig investieren:
Claudia Müller Female Finance Forum
Ist es an der Zeit, in nachhaltige ETFs zu investieren?