Ohne Vorsorgevollmacht entscheiden nicht deine Angehörigen für dich, sondern eine Person, die das Gericht bestimmt. Wie du das mit einer Vorsorgevollmacht vermeidest.

Was ist eine Vorsorgevollmacht und wer braucht sie?

Eine Vorsorgevollmacht ist eine besondere Vollmacht. Sie ist nur gültig, wenn du wichtige Aufgaben selbst nicht mehr erledigen kannst. Dazu zählen finanzielle, gesundheitliche oder organisatorische Dinge. In der Vorsorgevollmacht bestimmst du eine Person, die in deinem Namen entscheiden darf.

Wie du eine Vorsorgevollmacht aufsetzt und was dabei zu beachten ist, erfährst du in diesem Artikel. Dazu erhältst du eine praktische Checkliste für die Umsetzung. Um die Familienfinanzen in den Griff zu bekommen, gehört die Vollmacht einfach dazu.

Was ist eine Vorsorgevollmacht, einfach erklärt?

Stell dir vor, dein Ehepartner hat einen Autounfall und liegt im Krankenhaus im Koma. Die wenigsten möchten sich damit auseinandersetzen. Auch wir haben den Gedanken lange verdrängt. Aber bleiben wir mal einen Moment im Bild. In diesem Fall hat er keine Vorsorgevollmacht aufgesetzt.

Du willst den Arbeitgeber und die Krankenkasse informieren über seinen Zustand. Du musst einige Formulare ausfüllen für den Pflegedienst. Seine Berufsunfähigkeitsversicherung sollte bescheid wissen und die Miete, die dein Mann noch jeden Monat von seinem Konto überweist, muss bezahlt werden. Natürlich möchtest du auch seine Krankenakte einsehen und mit den Ärzten gemeinsam entscheiden, wie es denn weitergehen soll.

All das ist nicht möglich! Auch wenn ihr verheiratet seid, bedeutet es nicht, dass du automatisch seine Briefe öffnen darfst, auf sein Bankkonto Zugriff hast, in seine Krankenakte sehen kannst oder wichtige gesundheitliche Entscheidungen treffen darfst. Dafür brauchst du eine Vorsorgevollmacht.

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Wer braucht eine Vorsorgevollmacht?

Eine Vorsorgevollmacht ist nicht nur etwas für ältere Leute! So ein Unfall kann leider jederzeit passieren. Für noch nicht volljährige Kinder entscheiden die Eltern alles Organisatorische. Ab 18 Jahren ist auch damit Schluss, selbst wenn die Kinder noch zu Hause wohnen.

Eine Vorsorgevollmacht ist nicht nur wichtig für deinen Partner, sondern auch für dich selbst. Somit kannst du entscheiden, was mit dir passieren soll, wenn du das nicht mehr kannst. Du klärst wichtige Fragen, wie: Möchtest du so lange wie möglich zu Hause leben oder wäre es für dich ok, in einem Pflegeheim zu wohnen? All das regelst du in der Vorsorgevollmacht über deinen Bevollmächtigten.

Welche Voraussetzungen sollte der Bevollmächtigte erfüllen?

In erster Linie solltest du deinem Bevollmächtigten vollkommen vertrauen können. Am besten, du entscheidest wohlüberlegt, wer da infrage käme, und lässt dich zu nichts drängen. Du könntest auch verschiedene Bevollmächtigte benennen. Eine für die finanziellen Aspekte der Vorsorgevollmacht, einen für die gesundheitlichen beispielsweise.

Der Bevollmächtigten muss klar sein, dass ihre Aufgabe im Fall des Falles viel Zeit in Anspruch nimmt. Dazu sollte sie auch vertraut im Umgang mit Behörden sein.

Es ist empfehlenswert, neben der Vorsorgevollmacht eine separate Innenverhältnisregelung zu treffen. Mit der Vorsorgevollmacht kann der Bevollmächtigte dich vor den Behörden und den Ärzten vertreten. In der Innenverhältnisregelung hältst du schriftlich fest, was der Bevollmächtigte genau tun darf und was nicht. Ist es ihr zum Beispiel gestattet, sich selbst zu entlohnen für die Arbeit als Bevollmächtigte? Wenn ja, an wie viel Geld hast du gedacht? Damit nicht später um das Erbe gestritten wird, ist es ratsam, das schriftlich festzuhalten in der Innenverhältnisregelung der Vorsorgevollmacht.

Was passiert ohne Vorsorgevollmacht?

Wenn du keine Vorsorgevollmacht machst, entscheidet im Notfall ein Gericht, wer sich um deine Angelegenheiten kümmert. Du kannst dann nicht selbst wählen, wer das sein soll. Wenn es keine geeigneten Verwandten oder Partner gibt, bestimmt das Gericht eine fremde Person als Betreuer. Das bedeutet, dass du die Kontrolle über deine eigene Betreuung verlierst und der Staat entscheidet, wer für dich zuständig ist. Deshalb ist es wichtig, eine Vorsorgevollmacht zu machen, um selbst darüber bestimmen zu können, wer im Notfall für dich sorgt.

Was ist der Unterschied zwischen Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung?

In der Betreuungsverfügung kannst du auch eine bekannte Person benennen, die als Betreuer infrage kommt. Im Gegensatz zur Vorsorgevollmacht wird diese Person zusätzlich durch das Gericht kontrolliert und muss Rechenschaft über seine Arbeit ablegen. Das hat den Vorteil, dass du noch eine kontrollierende Instanz hast und somit Missbrauchsfälle eher vermeidest. Der Nachteil ist, dass wichtige Entscheidungen nicht so schnell getroffen werden können.

Nebenbei: Wenn du einen Missbrauch vermeiden willst, könntest du auch eine Person bestimmen, die den Bevollmächtigten deiner Vorsorgevollmacht zusätzlich kontrolliert.

Wenn du keine Vorsorgevollmacht hast, dann ist eine Betreuungsverfügung jedenfalls ratsam.

Selbst wenn du eine Vorsorgevollmacht hast, kann es passieren, dass das Gericht eine Betreuung einrichten muss. Das ist der Fall, wenn dein Bevollmächtigter selbst nicht mehr entscheidungsfähig ist oder bereits verstorben ist. Es ist also durchaus ratsam, neben der Vorsorgevollmacht noch eine Betreuungsverfügung zu erstellen als doppeltes Netz sozusagen.

Der Unterschied zwischen Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Kontovollmacht

Die Vorsorgevollmacht ist das Master-Dokument, das eine oder mehrere Personen bevollmächtigt, medizinische, finanzielle und organisatorische Entscheidungen für dich zu treffen.

Manchmal erkennen Banken eine einfache Vorsorgevollmacht nicht an und verlangen eine Vollmacht, die mit einem Notar aufgesetzt wurde. Jede Bank akzeptiert jedoch eine institutseigene Kontovollmacht. Daher ist es anzuraten, zusätzlich zur Vorsorgevollmacht noch so ein Formular deiner Bank zu unterschreiben.

Auch eine Patientenverfügung ist zusätzlich zur Vorsorgevollmacht ratsam. Hier klärst du noch einmal im Detail, was mit dir passieren soll bei unheilbarer Krankheit oder kurz vor dem Tod. So eine Patientenverfügung entlastet den Bevollmächtigten. Er kann neben der Vollmacht noch darauf verweisen und so deinen Willen am besten entsprechen.

Kann ich eine Vorsorgevollmacht wieder kündigen?

Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung, Patientenverfügung und Kontovollmacht kannst du jederzeit widerrufen. Das machst du am besten schriftlich. Dabei setzt du die Dokumente in Original neu auf und fragst den Bevollmächtigten um die Rückgabe der Kopien. Zusätzlich informierst du deine Bank schriftlich über den Widerruf der Kontovollmacht.

Bedenke: Du kannst die Vollmacht nur widerrufen, sofern du noch entscheidungsfähig bist.

Kann man eine Vorsorgevollmacht ohne Notar machen?

Du musst die Vorsorgevollmacht nicht mit einem Notar erstellen. Für eine gültige Vorsorgevollmacht ohne Notar nutze am besten die Formulare des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz. Alternativ kannst du auch die Ausdrucke verwenden von „Das Vorsorge-Set“ vom Stiftung Finanztest*. Da erhältst du noch mehr Erklärungen zu den jeweiligen Formularen. Ich habe unsere Vorsorge so geregelt und habe ein sehr gutes Gefühl damit.

Ich würde abraten von nicht offiziellen Formularen. Viele Punkte einer Vorsorgevollmacht sind rechtlich geregelt. Falls du ein nicht aktuelles Dokument nutzt, ist die Vollmacht womöglich angreifbar oder die Gefahr ist groß, dass dein Wille nicht richtig interpretiert wird.

Wie bewahre ich eine Vorsorgevollmacht auf?

Das Original bewahrst du am besten in einen Notfallordner in deiner Wohnung auf. Dein Bevollmächtigter sollte natürlich den Standort kennen. Zusätzlich ist es ratsam, wenn dein Bevollmächtigter noch die Kopien der Dokumente bei sich aufbewahrt.

Schließlich kannst du die Vorsorgevollmacht und die Betreuungsverfügung gegen eine einmalige Gebühr beim Zentralen Vorsorgeregister erfassen. Beim Vorsorgeregister wird deine Vollmacht weder inhaltlich überprüft noch eine Kopie hinterlegt. Hier wird nur erfasst, dass es eine Vollmacht gibt und wer der Bevollmächtigte ist. Es ist auch ratsam, den Aufenthaltsort der Dokumente dort anzugeben. Die Betreuungsgerichte können auf diese Information zugreifen.

Hier kannst du auch angeben, ob du eine Patientenverfügung erstellt hast. Ärzte werden jedoch nicht auf das Vorsorgeregister zugreifen im Ernstfall. Die Unterlagen sollte der Bevollmächtigte parat haben im Ernstfall.

Fazit

Auch wenn du verheiratet bist, entscheidet nicht automatisch dein Partner für dich, wenn du es selbst nicht mehr kannst. Daher ist eine Vorsorgevollmacht ratsam, in der du diese wichtigen Aufgaben überträgst. Doch dein Bevollmächtigter sollte dein volles Vertrauen genießen und auch geübt sein im Umgang mit Behörden. Die Entscheidung, ob du eine Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung oder Betreuungsverfügung haben möchtest, braucht Zeit.

Du musst dir wichtige Fragen stellen. Am besten du lässt dich dabei zu nichts drängen. Die wenigsten beschäftigen sich gerne mit der eigenen Krankheit. Irgendwann werden wir uns diesen wichtigen Fragen aber stellen müssen. Mach das, solange du frei und selbstbestimmt entscheiden kannst. In guten Momenten lässt sich besser vorsorgen für später.

Hast du schon eine Vorsorgevollmacht erstellt? Worauf hast du da besonders geachtet? Schreib es mir in die Kommentare, darüber freue ich mich sehr.

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Kommentare

3 Antworten zu „Was ist eine Vorsorgevollmacht und wer braucht sie?“

  1. Avatar von Maria Schwarz
    Maria Schwarz

    Interessant, dass die Vollmacht im Vorsorgeregister gar nicht auf den Inhalt geprüft wird. Für meinen Vater benötige ich dringend eine Vollmacht. Hoffentlich werde ich bis morgen nach einem Notar für Vorsorgevollmachten fündig.
    [Link moderiert]

  2. Avatar von GAbi
    GAbi

    Supergut erklärt.. Endlich begreift man den Unterschied zwischen den drei Dokumenten, Danke für den Artikel!

    1. Avatar von Eva
      Eva

      Vielen Dank Gabi, das Lob bedeutet mir viel!

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