Kennt ihr das auch? Samstag Vormittag steht der große Wocheneinkauf an. Euch wird schon jetzt unwohl bei dem Gedanken, wie ihr ihn diesmal mit euren Kleinen gestaltet. Schließlich wollen sie genau dann noch eine Süßigkeit aus dem Quengel Regal oder eines dieser sündhaft teuren Zeitschriften von Lego oder Prinzessin Lillifee, wenn ihr in der Schlange an der Supermarktkasse steht und euch beobachtet fühlt. Die Tränen, das laute Schreien und das zu Boden werfen, beim letzten Mal an der Kasse sind euch noch zu gut in Erinnerung – die verstohlenen Blicke und gutgemeinten Ratschläge der anderen auch. Wie soll das nur diesmal werden?
Gemeinsam einkaufen eignet sich ideal, um einen guten Umgang mit Geld zu lehren
Eine gute Nachricht gleich zu Beginn: gerade das gemeinsam Einkaufen eignet sich ideal, um mit unseren Kindern den Umgang mit Geld zu lernen. Es ist nun einmal so, dass Kinder Informationen kaum behalten können, wenn sie die nur hören. Also hilft es reichlich wenig, unseren Töchtern und Söhnen nur zu erklären, dass etwas Geld kostet und man sich nicht alles leisten kann. Das weiß ich nicht nur aus persönlicher Erfahrung, das ist sogar wissenschaftlich erwiesen: Die Wahrscheinlichkeit sich die Informationen zu merken, die man nur gehört hat, liegt bei kläglichen 20% – im Gegensatz zu satten 90%, wenn man Neues selbst ausprobiert.
Wie können wir unseren Kindern einen guten Umgang mit Geld lehren und gleichzeitig das Geschrei an der Kasse vermeiden? Indem wir sie aktiv am Einkauf teilhaben lassen. Selbst machen erfüllt die Kleinen mit Stolz, endlich können sie wie ein Erwachsener sein. Eines vorweg: vor potentiell nervenaufreibenden Ausflügen, auch für ausreichend Schlaf und Nahrung sorgen. Die körperlichen Bedürfnisse müssen zuerst gestillt werden, sonst ist ein Lernen unmöglich.
Nur das Selbst bezahlen an der Kasse macht Stolz
Mein Großer ist jetzt drei Jahre alt und möchte im Supermarkt immer selbst bezahlen – ob mit Bargeld oder Karte ist ihm dabei gleich lieb. Klar, das dauert manchmal etwas länger, aber dass für jeden Kauf eine Transaktion statt finden muss, festigt sich so in seinem Gehirn. Dafür ist es meiner Ansicht nach auch zumutbar, wenn die Leute hinter uns ein oder zwei Minuten länger warten müssen. Stress machen sich einige Eltern selbst, weil sie möglichst nicht unangenehm auffallen wollen. Aber ist das auch wirklich das Wichtigste? Zumal zähle ich das Bargeld auch zuerst ab, bevor ich es meinem kleinen Sohn gebe oder ich tippe den PIN für die Bezahlung per Karte am Gerät ein – dann dauert es nicht mehr ganz so lange.
Kinder lernen beim Selbst bezahlen, dass auch sie Essen oder Spielsachen kaufen können – Geld macht all dies möglich. Sie erhalten ganz nebenbei eine grundsätzlich gute Einstellung zu Geld: Geld kann helfen, Wünsche zu erfüllen.
Was ist ein Budget und warum ist es immer zu knapp?
Die nächste Lektion ist, dass die Geldmenge endlich und nicht jeder Wunsch erfüllbar ist. Mama und Papa müssen für Geld arbeiten und haben nur ein bestimmtes Budget, das sie für Einkaufen ausgeben können. Die Vermittlung dieser Information war bei uns immer abstrakt: Kommt mein Sohn mit einem dieser teuren Magazine von Lego kurz vor der Kasse an, dann erkläre ich ihm gestresst in der Schlange, dass dies jetzt nicht so ins Budget passt. „Aber was ist ein Budget? Und warum ist es dann gerade zu knapp, wenn es um meine Magazine geht?“ denkt er sich und sieht mich verdrossen an. Wie ihr euch vorstellen könnt, klappt das so mittelprächtig, je nachdem, wie wichtig ihm die aktuelle Zeitschrift oder Süßigkeit gerade ist. Daher mein zweiter Tipp:
Mit den kleinen Kindern eine Einkaufsliste gemeinsam machen
Dafür habe ich eine Einkaufsliste vorbereitet, die ihr einfach ausdrucken könnt zu Hause:
Oder ihr macht die Liste selbst, das ist kinderleicht:
1) Ganz oben ein Kreis unterteilt in acht Stücke, genau so wie eine angeschnittene Geburtstagstorte.
2) Daneben das geplante Gesamtbudget in Euro.
3) Unten die Einkaufsliste, die teilweise geschrieben wird von den Eltern, teilweise gemalt oder gekritzelt, wenn ein Kind was hinzufügen möchte.
Ein Großteil der Tortenstücke wird für die grundlegenden Bedürfnisse reserviert – wie für die drei Kategorien „Essen“, „Putzen und Haushalt“, „Drogerie“. Diese Stücke können die Kleinen mit je einer Farbe pro Kategorie ausmalen. (Also zum Beispiel vier rote Tortenstücke ausmalen, wenn die Hälfte des Budgets für Essen reserviert werden soll, zwei blaue Tortenstücke ausmalen, wenn ein Viertel für Putzmittel ausgegeben werden soll, ein grünes Tortenstück für Kosmetik). Das letzte Tortenstück aber ist für Spaßartikel gedacht: Also zum Beispiel für eine Kinderzeitschrift. Somit weiß mein Sohn, dass Geld für diese Dinge erst am Ende ausgegeben werden kann, wenn die wichtigen Artikel im Einkaufswagen sind.
Vielleicht entscheidet er sich statt für die Zeitschrift lieber doch für ein kleines Pixie-Buch, das nur einen Bruchteil kostet, und noch eine Süßigkeit dazu. Schon lernt der Kleine ein neues, wichtiges Konzept der persönlichen Finanzen: Wenn ich mir etwas Großes leiste, kann ich mir etwas anderes nicht mehr kaufen. Schritt für Schritt zum Finanzgenie.
Eltern sind immer Vorbilder, gerade beim Einkaufen
Nebenbei disziplinieren sich auch die Eltern, denn wenn ein Artikel nicht auf der Einkaufsliste steht, dann darf man diesen auch nicht kaufen. Das ist schwieriger, als es sich anhört. Wird man doch verführt von den Werbeversprechen der Kosmetikindustrie und den bunten, neuen Verpackungen für altbekannte Lebensmittel. Schließlich haben die Firmen wenig Interesse daran, dass all unsere Kaufentscheidungen rational und wirtschaftlich sind.
Widerstehen heißt die Devise! Am meisten lernen die Kleinen von uns, ihren Vorbildern. Und wenn wir schon unser Budget sprengen, dann verpufft jede gutgemeinte Lektion.
Willst du wissen, wie du mit einem kleinen Kind am besten durch einen Spielwarenladen ohne Geschrei gehen kannst? Das habe ich in diesem Artikel zusammengefasst.
Was sind eure Tipps für den Wocheneinkäuf mit den Kleinen? Oder gibt es bei euch kein Geschrei?