Ein ETF (exchange traded fund) ist ein börsengehandelter Indexfonds, der die Wertentwicklung eines Börsenindex wie den DAX nachbildet. Ein ETF ermöglicht Privatanlegern, kostengünstig und breit gestreut an der Börse zu investieren und so nachhaltig Vermögen aufzubauen.
Dieser Artikel befasst sich ausschließlich mit ETFs auf Aktien, der häufigsten Form einer Geldanlage in ETFs.
Was ist ein ETF und wie funktioniert er?
Ein Aktien-ETF bildet einen beliebigen Wertpapierindex möglichst genau ab. Es gibt tausende Wertpapierindizes weltweit! Schon jede Börse bildet ihren eigenen Leitindex, der den Aktienmarkt des jeweiligen Landes repräsentiert. Die Frankfurter Börse veröffentlicht den „DAX“, die Wiener Börse den „ATX“ und der New York Stock Exchange den „Dow Jones Industrial Average“.
Zusätzlich gibt es private Index-Anbieter wie MSCI oder FTSE, die einen Index nach eigenen Vorgaben zusammenstellen und diesen wiederum gegen eine Lizenzgebühr verkaufen an ETF-Anbieter.
Der wohl bekannteste Index ist der MSCI World. Der MSCI World Index beinhaltet große und mittelgroße Unternehmen nach Marktkapitalisierung (Börsenkurs x frei handelbare Aktien) von über 23 Industrieländern. Mit über 1.559 Positionen deckt der Index mehr als 85 % des Börsenmarktes weltweit ab. Der Finanzdienstleister MSCI (Morgan Stanley Capital International) ist der Herausgeber dieses Indexes.
ETF-Anbieter wie „SPDR“ oder „iShares“ versuchen den MSCI World möglichst genau zu treffen, indem sie die Aktien in dem Index tatsächlich kaufen (physisch replizierend) oder deren Wertentwicklung per Tauschgeschäft garantieren (synthetisch replizierend).
Dabei ist zu beachten, dass ein ETF-Anbieter nur Verwalter des Vermögens ist. Sie müssen ein Treuhandkonto als Sicherheit einrichten und die Privatanleger bleiben Besitzer der Unternehmensanteile. Bei einem Konkurs des ETF-Anbieters oder des Brokers sind deine Anteile vor den Gläubigern geschützt. Das ist von der Europäischen Kommission per UCITS (Undertakings Collective Investment in Transferable Securities) geregelt für alle handelbaren ETFs in der EU.
Die Vorteile eines ETF
Günstige Gebühren
Es braucht keinen gut bezahlten Investment-Banker, um einen ETF zu bilden. Die Auswahl der Unternehmen erfolgt computergesteuert und regelbasiert. Salopp wird das als „passives investieren“ bezeichnet. Das ist ein ganz entscheidender Vorteil für Privatanleger! So liegen die ETF-Gebühren meistens unter 0,5 % pro Jahr.
Viele Investoren vernachlässigen die Gebühren, weil sie so gering erscheinen. Tatsächlich summieren sie sich aber auf 6-stellige Beträge über die Zeit. Das liegt am erstaunlichen Zinseszinseffekt.
Kaum zu glauben, aber schon 1 % mehr an Verwaltungsgebühren pro Jahr bedeuten ein Viertel weniger Vermögen nach 30 Jahren.
- Anfangskapital 100.000 Euro bei 5 % Rendite p.a. über 30 Jahre = 430.000 Euro Endkapital
- Anfangskapital 100.000 Euro bei 4 % Rendite p.a. über 30 Jahre = 325.000 Euro Endkapital
Für kleines und großes Startkapital
Mit nur 25 Euro pro Monat kann jede Privatanlegerin in tausende Unternehmen gleichzeitig investieren. Jederzeit, transparent und mit geringen Gebühren. So eine Diversifikation verspricht mehr Sicherheit. Denn dank der breiten Aufstellung fällt es nicht so ins Gewicht, wenn einzelne Unternehmen in Konkurs gehen. Gleichzeitig bedeutet diese Vielfalt nicht unbedingt weniger Rendite.
Für Anleger mit wenig Zeit aber hohen Renditeerwartungen
Für manche klingt das paradox, aber passiv in den Markt zu investieren ist langfristig erfolgreicher, als aktiv Einzelwerte auszuwählen. Bedeutet mehr Arbeit nicht immer mehr Erfolg? Nicht an der Börse! Das beweisen zahlreiche Studien der letzten Jahre und Jahrzehnte. In 4 von 5 Fällen war es lukrativer, per ETF in den gesamten Markt zu investieren, als einen aktiv verwalteten Investmentfonds zu kaufen. Nach Gebühren schafft es praktisch kein aktiv gemanagter Fonds, den Markt zu schlagen über 10 Jahre. Es gibt auch keine verlässliche Indikation, welche Fonds in Zukunft besser performen werden.
Suchen Sie nicht die Nadel im Heuhaufen, kaufen Sie den Heuhaufen.
ETF-Erfinder John Bogle
Vorteile |
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Geringe Gebühren – nur 1 % Verwaltungsgebühr pro Jahr kann sich über 30 Jahre auf 6-stellige Beträge summieren |
Kein großer Zeitaufwand notwendig – ist ein ETF gekauft, läuft er automatisch. Häufiges Handeln schadet nur. |
ETF ermöglichen ein breit diversifiziertes Investment schon ab 25 Euro pro Monat |
ETF-Sparpläne sind flexibel jeden Monat anpassbar |
Als Geldanlage auch für große Vermögen geeignet – nachweislich schlägt kein hochbezahlter Investor den Markt |
ETFs gelten als Sondervermögen und sind vor der Konkurs des Brokers oder des ETF-Anbieters geschützt. |
Perfekt für die private Altersvorsorge, da die Wertentwicklung über einen langen Zeitraum bisher immer positiv war. |
Die Nachteile eines ETF
Wie so häufig sind die größten Stärken eines Produkts gleichzeitig auch die größten Schwächen. ETFs scheinen ein Heilmittel für die überteuerten und wenig effektiven Finanzprodukte der Vergangenheit zu sein. Trotzdem zeigen sie Nebenwirkungen, die angehende Investorinnen kennen sollten.
ETF-Sparpläne sind wunderbar flexibel und die Zahlungen können jederzeit angepasst werden. Das verleitet Investoren womöglich dazu, weniger diszipliniert zu sparen. Gerade das Sparen ist aber grundlegend für einen langfristigen Vermögensaufbau.
Dazu kommt, dass Bankberater keine ETFs empfehlen – sie raten sogar davon ab! Ihre Argumente scheinen auf den ersten Blick schlüssig, sind aber leicht durchschaubar. Mit ETFs lässt sich einfach nicht so viel Geld verdienen wie mit teuren Indexfonds oder Versicherungen. Daher müssen sich angehende Investoren unabhängig informieren und ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen.
Aber vor allem: Die Wertentwicklung an der Börse und somit auch von Indizes und ETFs schwankt beträchtlich. Im Dezember 1974 wurden Anleger mit einem Kursverlust über 50 % konfrontiert – in nur einem Monat! Das ist das Schmerzensgeld, das eine Investorin an der Börse bezahlen muss. Nur ein stark schwankendes Investment kann rentabel sein, das besagt das magische Dreieck der Geldanlage. Über einen ausreichend langen Investitionszeitraum von 10 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit eines Verlustes aber nur noch bei 5 %.
Nachteile |
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Kein Bankberater empfiehlt ETFs, weil er dabei nichts verdient. Mitunter raten abhängige Beraterinnen sogar von ETFs ab. ETFs sind also für Selbstanlegerinnen und -anleger. |
ETFs sind flexibel. ETF-Sparpläne können jederzeit abgesetzt werden. Doch diszipliniertes Sparen ist die Basis für den Vermögensaufbau. |
ETFs bilden einen Börsenindex ab. In Börsenkrisen fällt auch der ETF-Kurs. |
ETF-Anteile sind jederzeit handelbar. Aber gerade in der Krise sollten Anleger nicht verkaufen. Ansonsten profitieren sie nicht vom Aufschwung später. |
Wenige Anleger denken langfristig über 10 Jahre hinaus und bewerten kurzfristige Auf- und Abschwünge. Das kann verunsichern. |
Was sind die besten ETFs?
Welcher von den Tausenden allein in Deutschland angebotenen ETFs ist der Beste? Um diese Frage zu beantworten, müssen Investoren zuerst ihre Strategie kennen.
Soll dein Investment maximal diversifiziert sein nach Marktkapitalisierung? Dazu passt ein ETF auf den Index „MSCI World All Country Investable Markets“. Mit diesem Index deckst du bis zu 99 % der frei handelbaren Unternehmen weltweit ab. Oder bevorzugst du eine Gewichtung nach BIP und nicht nach Marktkapitalisierung? Dann kaufe einzelne Regionen wie die Eurozone verstärkt.
Bei Investorinnen immer mehr gefragt sind auch Unternehmen, die gewissen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Alternativ gibt es ETFs auf Themen oder Smart-Beta-Faktoren, die ein ausgewogenes Risiko-Rendite-Verhältnis versprechen. Zahlreiche Blogs und Bücher zum Thema ETF bieten unabhängiges Finanzwissen für Privatanleger.
Tipp: Du möchtest deine ETF-Strategie mit einer Expertin persönlich besprechen? Vereinbare jetzt ein kostenloses Erstgespräch mit mir!
Neben der Strategie gibt es noch weitere, relevante Kriterien bei ETFs. So sind die Kosten (TER bzw. Total Expense Ratio), die Replikationsmethode, der Steuersitz, die Aufschüttungsmethode, das Alter und das Volumen bei ETFs ausschlaggebend.
Welche Aktien sind in einem ETF?
Für jeden ETF wird ein KID (Key Investor Document) oder ein Factsheet herausgegeben vom Anbieter. Entweder ist das Factsheet direkt einsehbar auf der Website des ETF-Anbieters oder in einem ETF-Vergleichsportal (justetf.com bzw. extra-etf.com).
In diesem Factsheet werden transparent alle Aktien aufgelistet. Auch die Gewichtung der investierten Regionen und Branchen sind einsehbar. Ziel der Broschüre ist es, über alle Risiken zu informieren, die mit einer Anlage in ETFs einhergehen. Somit kannst du es fast schon als „Beipackzettel“ deiner Geldanlage betrachten.
Fazit:
Für viele Finanzexperten sind ETFs die genialste Erfindung der letzten 25 Jahre. Mit den geringen Gebühren und einer breiten Diversifikation vereinen Sie die Vorteile von gebührenfreien – aber riskanten – Einzelaktien und breit aufgestellten – aber teuren – Investmentfonds. Fast schon bedeuten ETFs die Demokratisierung des Vermögensaufbaus.
Leider werden sie nicht häufig empfohlen, da Bankberater und Makler nichts mit ETFs verdienen. ETFs sind auch nicht geeignet für undisziplinierte Sparer.
Für angehende Anlegerinnen und Anleger, die ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen, gibt es aber kaum ein besseres Produkt am Markt. Sie sparen mitunter 6-stellige Gebühren und investieren rentabel über einen langen Zeithorizont.
Was sind deine Erfahrungen mit ETFs? Bist du schon investiert? Schreib es mir in die Kommentare!