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Finanzen in der Familie: Wie machen das die beziehungs-investoren?

Marielle und Mike sind vielen bekannt unter dem Namen „beziehungs-investoren“ – ein Blog, den sie vor 4 Jahren gegründet haben. Die beiden haben sich einige Gedanken zu dem Thema Finanzen als Paar und in der Familie gemacht. Sie legen auch Geld für ihr Kind an.

Sie können aus Erfahrung sprechen: So hat das Paar die gemeinsame Elternzeit ganz unkonventionell aufgeteilt und unterschiedliches Feedback dafür erhalten. Auch war das Finden eines passenden Kontenmodells für einander nicht immer reibungslos. Für den Beitrag durfte ich Marielle und Mike interviewen und habe auch viel Überraschendes erfahren.

kinderleichtefinanzen.de: Erzählt doch bitte etwas über euch. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Beziehungs-investoren.de zu gründen?

Mike:

Nachdem Marielle und ich den gemeinsamen Meilenstein „Zusammenziehen“ geschafft haben, suchten wir ein System für unsere Finanzen als Paar. Geld war schon früh Thema in unserer Beziehung und wir fragten uns, wie das andere so machen. Marielle hat ein Depot zu ihrem 18. Geburtstag erhalten. Ihr Vermögen ist gestiegen, meines am Girokonto ist heruntergegangen. Darüber haben wir uns oft unterhalten. Wir lasen auch viel Finanzliteratur und Finanzblogs. Jedoch gab es zu der Zeit nichts für Paare. Auch in unserem Freundeskreis gab es niemanden, der sich darüber unterhalten wollte. Wir dachten, das Thema ist zu wichtig, das gehört in jede Beziehung. Wir nehmen das einfach mal selbst in die Hand.

Marielle:

In der Finanzblogszene gab es ja generell nur Männer damals. Madame Moneypenny als Portal für Frauen kam erst später. Mit beziehungs-investoren.de haben wir auch unser erstes gemeinsames Hobby gefunden. Der Austausch mit anderen Leuten ist super. Wir haben es nicht gleich als Unternehmen gedacht – mittlerweile ist es das, obwohl auch nebenberuflich.

kinderleichtefinanzen.de: Wohin soll die Reise noch gehen mit beziehungs-investoren?

Mike:

Unser Ziel ist, das Portal thematisch noch weiter auszubauen, noch in diesem und nächsten Jahr. Wir wollen unsere ursprüngliche Positionierung mit „persönliche Finanzen in der Beziehung“ erweitern vor allem für Frauen und den Herausforderungen bei der traditionellen Rollenverteilung. Wir wollen auch mehr Inhalte zu einem modernen Familienbild und gemeinsamen Vermögensaufbau bringen. Das wünscht sich unsere Community. Wir leben ein modernes Familienmodell. Viele haben Bedenken wie Arbeitgeber, Kollegen, oder Freunde reagieren, wenn man es so macht wie wir. Doch das klappt, und es ist ein schönes Gefühl, das weiterzugeben.

kinderleichtefinanzen.de: Wie habt ihr das konkret gemacht mit der Elternzeit?

Marielle:

Wir haben uns beide 3 Jahre Elternzeit genommen. Davon haben wir 5 Monate komplett (und jeweils weitgehend ohne den Partner) mit dem Kind verbracht und danach in Teilzeit gearbeitet und die Stundenanzahl langsam erhöht. Jetzt arbeiten wir beide 30 Stunden.

kinderleichtefinanzen.de: Wie war die Reaktion vom Arbeitgeber?

Marielle:

Kurz geschrieben: Ich habe eher gesagt bekommen: „Wow, nur 5 Monate Elternzeit“ und Mike wurde gefeiert, soviel Elternzeit zu nehmen.

Mike:

Tatsächlich wurde ich gefeiert und befördert für das, was ich bisher geleistet habe. Marielle hätte eigentlich auch befördert werden sollen, sie erhielt die Beförderung jedoch erst etwa nach 1,5 Jahren. Wir nehmen an, der Arbeitgeber hat sich gedacht: „Komm erst mal wieder“. Bei ihr wurde mehr darauf geachtet, was sie danach leisten kann und nicht so sehr, was sie in Vergangenheit geleistet hat.

Prinzipiell sind jedoch beide Arbeitgeber familienfreundlich. Wenige wissen, wie flexibel man seine Arbeitszeit einteilen kann als Arbeitnehmer in Deutschland. Die 15-30 Stunden Arbeitszeit pro Woche in den ersten 2 Jahren kann sich jeder flexibel einteilen. Selbst die Uhrzeit. Der Arbeitgeber muss zustimmen.

Marielle:

Es lohnt sich, das klassische Modell infrage stellen – also 12 Monate Elternzeit die Frau und 2 Monate der Mann. Wir wollen das etwas aufrütteln. Frauen müssen nicht automatisch dieses Rollenmodell annehmen. Auch Männer genießen mehr Zeit mit dem Nachwuchs, wie auch Mike. Viele Männer beneiden ihn um die längere Elternzeit.

Mike:

Ja, das stimmt. Viele Männer trauen sich einfach nicht, länger Elternzeit zu beantragen. Sie denken, „bei meinem Arbeitgeber klappt das nie!“. Doch wir sind der Meinung: Es klappt! Das sind ja auch nur Menschen im Unternehmen, mit denen man reden kann. Wichtig ist, auch deren Bedürfnisse abzuholen und ein Gewinn für jeden zu ermöglichen.

Marielle:

Viele Arbeitgeber sind auch bereit, da mitzumachen. Qualifizierte Kräfte zu halten ist sehr wichtig heutzutage. Viele Unternehmen nutzen so eine familienfreundliche Einstellung auch für das Marketing.

kinderleichtefinanzen.de: Viele interessiert, welches Kontomodell in der Familie passend ist. Welches Kontomodell habt ihr?

Mike:

Gestartet haben wir mit dem 2-Kontomodell, also mit getrennten Konten. Dabei hat jeder die gemeinsamen Ausgaben auf einen Zettel eintragen. Ende des Monats haben wir immer den Abschluss gemacht. Das hat hinten und vorne nicht funktioniert. Ich habe nicht alles eingetragen und mich dann beschwert, dass die Abrechnung nicht richtig ist. (lacht)

Dann haben wir das 3-Kontomodell eingeführt. Dabei nutzen wir ein Ausgabekonto. Jeder hat dann noch ein individuelles Konto mit persönlichen Einnahmen und Ausgaben. Auf das Ausgabekonto überweist jeder von uns einen Mindestbetrag, um gerade so die gemeinsamen Kosten zu decken wie Miete, Lebensmittel etc.

Nach der Hochzeit haben wir angefangen, gemeinsame Rücklagen zu bilden. Dabei haben wir je einen Topf für unsere Anlageimmobilien, allgemeine Rücklagen (z.B. Urlaube, gemeinsame Anschaffungen) und Aktien. Wenn der Aktien-Topf voll ist, kaufen wir nach. Bespart werden die Töpfe von dem, was auf unseren persönlichen Konten übrig bleibt. Wenn der eine mal weniger verdient, gleicht der andere das aus.

Da mittlerweile die meisten Buchungen vom gemeinsamen Ausgabenkonto getätigt werden, überlegen wir ein neues System zu etablieren: nämlich alle unsere Einnahmen und Ausgaben über das gemeinsame Konto zu tätigen.

Derzeit können wir 40 % unserer Ausgaben über passives Einkommen (Dividenden, Zinsen, Wohnungsmiete, vermieten eines Zimmer über Airbnb) decken. Das ist schon ein sehr freies Gefühl!

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kinderleichtefinanzen.de: Wie sorgt ihr für euer Kind vor?

Marielle:

Unser Babyinvestor verfügt über ein Juniordepot auf seinen Namen und einen ETF-Sparplan. Dabei investieren wir vom Kindergeld 100 Euro in einen ETF auf den MSCI World mit Dividenden. Von den Urgroßeltern bekommt er zusätzlich 50 Euro pro Monat über einen ETF in den MDax. Der Grund für mein Aktieninteresse war nämlich mein Großvater. Er hat schon früh Geld für meine Brüder und mich zur Verfügung gestellt. Er nannte das Windelgeld (für die teureren Stoffwindeln damals). Das Geld hat er jedoch auch weit nach dem Windelalter immer überwiesen und unsere Eltern konnten dies dann für uns investieren bzw. irgendwann haben wir das selbst gemacht. Der ETF auf den MDax ist somit eine Reminiszenz an die deutschen Aktien. Über unseren Newsletter verschicken wir ein monatliches Update der Entwicklung des Depots und zeigen das anderen Eltern.

Mike:

Die Idee ist, dass unser Sohn sich von dem Dividenen- ETF irgendwann das Taschengeld auszahlen lassen kann. Wir überlegen auch in Einzelaktien zu investieren für ihn, die greifbar sind. Finanzielle Bildung ist uns dabei vor allem wichtig. Wir wollen ihm auch das Spenden näher bringen und ihm zeigen, dass man mit Geld auch Gutes tun kann. So wirft er jetzt als 2-jähriger schon regelmäßig Geld in die Kisten von tollen Straßenmusikern und befüllt natürlich auch unser Familiensparschwein.

kinderleichtefinanzen.de: Was sind eure Buchempfehlungen und welche Finanzblogger empfiehlt ihr?

Buchempfehlungen:

7 Wege zur Effektivität* von Stephen R. Covey

Millionair Fast Lane* von M. J. Demarco

Eine Million Minuten* Wolf Küper

Mein Geld, dein Geld* von Michael Schäfer

Finanzblogger:

Für Mamas: Geldfrau Dani

Für Papas: Finanzrocker und Finanzglück

Alex Fischer für Dividenden

Für P2P Lars Wrobbel


Mike hat ein ganz zauberhaftes Buch für Kinder ab dem Grundschulalter geschrieben. Es bringt den kleinen den Umgang mit Geld näher. Denn spätestens beim Taschengeld kommen Kinder mit Geld in Berührung. Während die einen es sofort ausgeben, stecken andere ihr Geld in die Spardose. Kinder verhalten sich hier intuitiv, denn Münzen und Scheine faszinieren sie und sie beobachten die Erwachsenen im Alltag sehr genau. Zu
verstehen, dass Geld in Bewegung ist, es ausgehen oder sich vermehren kann, bildet die Grundlage für einen nachhaltigen und bewussten Umgang. Über Geld spricht man nicht? Doch. Ein Buch für einen entspannten Umgang mit Geld.

Am besten ihr bestellt das Buch über ihre Website per Bestellformular oder per Mail an [email protected]. Dann erhaltet ihr auch eine persönliche Widmung. Alternativ ist es auch über Amazon erhältlich.


Vielen Dank Marielle und Mark für das tolle Interview und weiterhin viel Erfolg für beziehungs-investoren.de!

Kommentare

2 Antworten zu „Finanzen in der Familie: Wie machen das die beziehungs-investoren?“

  1. Avatar von Moni

    Wir sehen das genauso und haben was die Elternzeit bzw Elterngelaufteilung angeht nicht auf das klassische Modell 12+2 gesetzt

    Ich habe 11 Monate und mein Mann 3 Monate und wir beide nehmen den Partnerschaftsbonus.

    Auf meinem Blog berichte ich auch über Elterngeldoptmierung und auch wie wir die Vereinbarkeit von Familie und Job wuppen- nämlich so das wir beide Teilzeit arbeiten .

    Finde es wichtig das auch die Männer Care Arbeit übernehmen und Frauen nicht in die Altersarmut sowie finanzieller Abhängigkeit rutschen

    Moni von https://tausche-pumps-gegen-schlappen.de/

  2. Avatar von Familien Finanzen im Griff

    Ein sehr interessantes Interview von den Beziehungs-Investoren und ich finde eure Denkensweise sehr gut.

    Ich selber hab für mich nur 2 Monate Elternzeit in Anspruch genommen für jeweils unseren beiden Jungs (Arbeitgeber war mal so gar nicht erfreut darüber) dennoch bereue ich es keine Sekunde. Viele in meinem Arbeitsumfeld nehmen, wenn überhaupt mal eine Woche Urlaub, was ich aber so überhaupt nicht verstehen kann. Meine Frau kann die vollen drei Jahre pro Kind genießen.

    Marielle und Mark, ihr seid ein tolles Paar und macht immer weiter so.

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