Bitcoin kaufen ja oder nein: Eine Prognose für die nächsten Jahre

Wie wird sich der Kurs von Bitcoin entwickeln? Habe ich den Einstieg verpasst? Jetzt noch Bitcoin kaufen: Ja oder nein?

Jede Investorin quälen diese Fragen vor dem Kauf. Die anfängliche Begeisterung wird getrübt von lähmenden Zweifeln. Wie Neujahrsvorsätze im Februar.

Dazu kommen die negativen Berichte über Cyberkriminalität und den unfassbaren Stromverbrauch. Schon legst du deinen Stift zur Seite und klappst deinen Laptop zu.

Was aber, wenn wir noch vor dem Umbruch stehen? So wie beim Internet vor über 20 Jahren. Viele haben das Potenzial nicht erkannt:

Das Internet wird kein Massenmedium.

Meinte noch in 2001 der Zukunftsforscher Matthias Horx. Wenig später drehte das World Wide Web unseren Alltag auf links.

Das Internet ist mit Bitcoin vergleichbar. Die Blockchain ist ein Protokoll – ähnlich wie „http“. Es hilft Computern in einem Netzwerk zu kommunizieren.

Lohnt es sich also, in Bitcoin zu investieren? Um das zu beantworten, führe ich eine Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse durch. So ein Verfahren wird auch bei Unternehmen angewendet, um ihr Potenzial in Zukunft einzuschätzen.

Dies ist eine persönliche Beurteilung – sie kann zutreffen oder auch nicht. Investiere nur so viel Geld in Bitcoin, wie du bereit bist, komplett zu verlieren.

Die Stärken von Bitcoin

Bitcoin ist dezentral

Die große Stärke von Bitcoin ist seine Dezentralität. Alle Transaktionen, die je in der Blockchain durchgeführt worden sind, passen auf einen herkömmlichen Laptop. Bitcoiner sprechen hier von einem Node oder Netzwerkknoten. Über die ganze Welt verstreut gibt es 10.000e Nodes. Die meisten davon in Deutschland. Jeder kann ein Node einrichten und hält so das Netzwerk aufrecht. Es ist praktisch unmöglich, Transaktionen rückgängig zu machen, ohne dass es alle im Netzwerk erfahren. Kein Node kann den anderen kontrollieren.

Bitcoin ist sicher

Eine Node unterscheidet sich von einem Bitcoin-Miner. Miner verifizieren Transaktionen, in dem sie komplexe Rechenaufgaben lösen. Der erste Miner, der das schafft, erhält Transaktionsgebühren und frische Bitcoin zur Belohnung. Die Rechenaufgaben sind mittlerweile so komplex, dass keine Privatperson mehr wirtschaftlich minen könnte. Miner garantieren die Sicherheit des Systems. Doch nicht nur das: Die Nutzer der Blockchain müssen keiner Institution trauen. Die weltweit verstreuten Miner schaffen durch ihren Wettbewerb jede zentrale Kontrollinstanz ab.

Bitcoin ist begrenzt

Die Anzahl an Bitcoin ist begrenzt auf 21 Millionen. Kein anderes Asset in der Geschichte der Menschheit war bisher dezentral begrenzt. Es eignet sich also hervorragend als Wertspeicher. Keine Instanz kann die Anzahl erhöhen.

Schon immer suchten Menschen nach Gegenständen, um sie als Zahlungsmittel zu verwenden. Das klappte problemlos ohne Staat und Monarchie. Über 100.000 Jahre lang nutzten sie Muscheln oder Steine. In Gefängnissen Zigaretten. Sogar Nichtraucher sammeln diese. Wichtig ist, dass der Gegenstand „marktgängig“ ist. 

Unser heutiges Geld besteht aus digitalen Zahlen und bedruckten Baumwollscheinen, die von einer Instanz theoretisch unendlich vervielfältigt werden können (Fiatgeld). Der Staat bürgt für den Wert. Es besteht in dieser Form erst seit rund 50 Jahren. Bitcoin scheint der nächste Schritt der Evolution zu sein.

Bitcoin ist mobil

Jeder, der schon mal versucht hat, Freitagnachmittag 1.001 Euro innerhalb der EU zu überweisen, kennt diese Hilflosigkeit: Wie kann ich noch mal das Limit für Auslandsüberweisungen bei meiner Bank erhöhen?

Oder hast du schon einmal deinen Gebrauchtwagen bar bezahlt? Wochen vorher musst du die Barabhebung deiner Bank melden.

Und das sind nur die kleinen Problemchen von uns Bürgern in Industrieländern.

In vielen Regionen der Erde ist es Frauen untersagt, ein eigenes Konto zu eröffnen. Gastarbeiter müssen schrecklich viel Gebühren bezahlen, um ihre Familie zu Hause zu ernähren. Das Hab und Gut von Flüchtenden wird konfisziert.

Bitcoin bietet für all das eine Lösung.

Jede mit einem Smartphone kann Bitcoin überweisen und erhalten. Wenn du das geheime Passwort deiner Bitcoin Wallet auswendig lernst, bewegst du mühelos dein Vermögen über die Landesgrenze. Kein Überweisungslimit, keine horrenden Gebühren bei Auslandsüberweisungen schmälern deinen Besitz. Menschen in Diktaturen oder einem Inflationsregime erkennen sofort die Vorteile einer dezentralen Währung.

Die Schwächen der Kryptowährung

Bitcoin ist ungleich verteilt

In Deutschland besitzen 14 % Bitcoin. Ein Großteil davon ist männlich, weiß und hat ein Faible für Technik und Finanzen.

Bei Bitcoin-Konferenzen bildet sich eine lange Schlange am Männerklo. Die Sprecher sind ausnahmslos Männer. Auf den Plätzen im Publikum fühlen sich Frauen fast schon wie eine seltene Spezies.

Um wirklich in der Bevölkerung anzukommen, muss also noch einiges geschehen.

Wir sind aber auf dem richtigen Weg.

Kennst du diese Glockenkurve beim Marketing? Sie visualisiert die Adaption von innovativen Produkten im breiten Markt. In 2022 sind wir so ungefähr bei den Early Adapters. Die Teilhabe steigt in den nächsten Jahren wahrscheinlich exponentiell an.

Bitcoin ist langsam

Einige Bitcoin Entwickler hatten die Nase voll. Die kleinen Blöcke der Bitcoin-Blockchain lassen nicht viele Transaktionen zu. Dadurch wird das System langsam. Während Visa mehr als 24.000 Transaktionen pro Sekunde ausführt, schafft Bitcoin nur mickrige 7.

Größere Blöcke müssen her!

Diese Weiterentwicklung wurde 2017 der Bitcoin Community als Software-Update vorgeschlagen.

Das Feedback war verhalten.

Größere Blöcke bedeuten, dass eine herkömmliche Festplatte zu klein wäre und nicht mehr als Speicher der gesamten Blockchain dienen kann. Die Folge wären weniger Nodes. Die Blockchain wäre nicht mehr dezentral.

So bildete sich eine Fork: Die Blockchain teilte sich auf wie eine Gabel. Die einen wählten größere Blöcken und nannten ihre Währung ab sofort Bitcoin Cash. Der Rest blieb bei Bitcoin.

Der Markt hat mittlerweile entschieden: Die Marktkapitalisierung von Bitcoin liegt in 2022 bei 700 Milliarden Dollar, die von Bitcoin Cash nur bei 5,4 Milliarden.

Die kleinen Blöcke bieten mehr Sicherheit. Viele sehen „Bitcoin Lightning“ als Lösung, um die Geschwindigkeit zu erhöhen. Das ist keine Abspaltung von Bitcoin, sondern ein zweiter Layer auf der Bitcoin-Blockchain. So wie eine Überholspur.

Bitcoin ist volatil

Bei der Kryptowährung musst du schon gute Nerven haben. Bitcoin ist 5 Mal volatiler als ein MSCI World ETF.

Diese starke Schwankung macht Bitcoin wenig geeignet als Zahlungsmittel – zumindest in Deutschland. In Ländern mit hoher Inflation von 90 % oder mehr pro Jahr ist die Vola von Bitcoin noch ein Klacks.

Hierzulande wird Bitcoin vor allem als Wertaufbewahrung genutzt.

Es spricht einiges dafür, dass Bitcoin bei höherer Adaption weniger schwanken, aber auch weniger rentabel sein wird.Sorry, this Bitvavo widget is not supported by your browser.

Chancen und eine Prognose

Bitcoin wird in Industrieländern vor allem als Wertaufbewahrung genutzt. Damit macht es vielen Assetklassen Konkurrenz.

Um den niedrigen Zinsen am Konto oder bei deutschen Staatsanleihen zu entgehen, kauften Anleger bisher Immobilien, Aktien und auch Gold. Diese Assets sind teilweise hoch bewertet.

Bitcoin ist eine attraktive Alternative. Die einzige, die wirklich begrenzt und dezentral ist.

Vermögensverwalter wie Blackrock oder JP Morgan beantragen zum ersten Mal einen Bitcoin-ETF in 2023. Genauso wie ein Gold-ETF in 2004 könnte das die Adoption vorantreiben. Aber auch Gründer wie Michael Saylor von Microstrategy oder Jack Dorsey von Twitter sind bullish in Bezug auf Bitcoin.

Eine kurzfristige Prognose für die nächsten Monate ist kaum durchführbar. Für langfristige Buy-and-Hold Investorinnen von Bitcoin eröffnen sich jedoch Chancen.

Anfang 2023 liegt die Marktkapitalisierung von Bitcoin bei ca. 700 Milliarden Dollar.

Die Marktkapitalisierung von Gold ist ungefähr 10 Mal so hoch. Viele gehen davon aus, dass Bitcoin schon bald den Platz von Gold einnehmen wird.

Was passiert, wenn mehr Investoren von hoch bewerteten Immobilien, Aktien und unrentablen Staatsanleihen wechseln auf Bitcoin? 

In Millarden US Dollar, Quelle https://www.visualcapitalist.com/all-of-the-worlds-money-and-markets-in-one-visualization-2020/

Die Risiken von Bitcoin

Bei all der Euphorie dürfen wir nicht auf die Risiken von Bitcoin vergessen.

Ungedeckte Bitcoin ETNs

Ein unterschätztes Risiko sind ungedeckte Bitcoin ETNs. ETNs sind wie ETFs frei an der Börse handelbar, mit geringen Verwaltungskosten. Der große Unterschied zu ETFs ist, dass ETNs keine Sondervermögen sind, sondern Inhaberschuldverschreibungen. Du bist also nicht Besitzer, sondern Gläubiger.

Bei ETNs musst du deine Bitcoins nicht selbst verwahren. Du kaufst sie bequem wie ETFs einen Broker. Das sehen viele Käuferinnen als Vorteil.

Werden zu viele – nicht physisch gedeckte – Bitcoin ETNs ausgegeben, kann diese Flut inflationär wirken und den Kurs drücken.

Es gibt mehr „Papiergold“ im Form von nicht gedeckten ETCs auf dem Markt als physisches Gold. Viele sehen darin die Erklärung für den enttäuschenden Goldkurs.

Bitcoin hat jedoch einen entscheidenden Vorteil gegenüber Gold: Sobald nicht physisch hinterlegte Bitcoin-ETNs den Preis drücken, kaufen wir echte und lagern die Schlüssel zu Hause oder im Bankschließfach. Bei Goldbarren ist das nicht möglich.

Es müssten nur genug Endnutzer wissen, wie sie Bitcoins in einem Cold Wallet aufbewahren.

Altcoins als Alternative?

Bitcoin ist zwar die erste, doch nicht die einzige und bestimmt nicht die letzte Kryptowährung. Immer wieder tauchen neue Kryptowährungen mit mehr oder weniger sinnvollen Nutzen auf. Diese werden Altcoins genannt, von „Alternativen Coins“. Manche bieten schnellere Transaktionen, andere wiederum ein stromsparendes Mining.

Wer sagt, dass sich Bitcoin langfristig durchsetzen wird?

Für Bitcoin-Maximalisten ist die Antwort klar: Weil Bitcoin die einzig wahre, dezentrale Währung ist. Die anderen Blockchains wurden von einem Unternehmen oder Entwickler-Team an den Markt gebracht. 

Durch den Netzwerkeffekt bleiben Nutzer bei der größten Währung nach Teilnehmer und Marktkapitalisierung. Aber natürlich gibt es dafür keine Garantie.

Ist ein Software-Fehler möglich?

Bitcoin ist ein Software-Protokoll. Zwar wird es regelmäßig verbessert von der Community, mit BIP (Bitcoin Improvement Proposals), das bedeutet aber nicht, dass es für immer zu 100 % sicher sein wird. 

Zugegeben, der letzte große Bug ist schon etwas her. 

Damals, in 2010, beinhaltete ein Bitcoin Block plötzlich 93 Milliarden Bitcoin, genau 91,979,999,999 mehr als die 21 Millionen Bitcoin, die eigentlich nur existieren sollten. Der Fehler wurde schnell behoben und die Blockchain vor dem Software Bug fortgesetzt.

Die 51 % Attacke

Bei der Blockchain spricht man von der 51 %-Attacke, wenn mehr als die Hälfte der Miner von einem Teilnehmer gestellt werden. Dieser könnte dann im Alleingang Blöcke verifizieren. Es wäre dabei nicht möglich, Bitcoins von anderen zu klauen, sondern nur Transaktionen in Zukunft zu verändern.

Die Hardware und der Strom für einen feindlichen Übergriff wären extrem teuer. Hier werden 13,5 Milliarden Dollar dafür geschätzt. Dazu kommt, dass die mindestens 51 % Mineranteil durch sehr hohen Energie- und Arbeitsaufwand aufrechterhalten werden müsste, um weiterhin Einfluss zu nehmen auf die Blockchain. Das kostet zusätzlich 700.000 Dollar. Pro Stunde.

Die Belohnung wäre jedoch ungewiss. Wahrscheinlich sinkt das Vertrauen in Bitcoin und der Kurs fällt. Eine magere Beute für einen teuren Raubzug!

Kann Bitcoin verboten werden?

Bitcoin ist Information, es benötigt nur Strom und das Internet. In Ländern wie Kasachstan lässt sich das vielleicht verbieten, überall gleichzeitig auf der Welt ist das eher unwahrscheinlich.

Selbst, wenn ein weltweites Verbot ausgesprochen wird: Sollte ein Land ausscheren, dann wäre das im Vorteil. Alle Bitcoins würden ab sofort dort gehandelt und gemined werden. So eine lukrative Einnahmequelle lässt sich auf Dauer wohl niemand entgehen.

Bitcoin kaufen ja oder nein?

Nach dieser eingehenden Analyse kann ich dir nur als Tipp mitgeben: Informiere dich weiter. Bilde deine Meinung. Und investiere einen kleinen Betrag in Bitcoin. Aber auch nur, wenn du überzeugt bist und dich nicht verunsichern lässt von hohen Kursschwankungen.

Kaufe keine Bitcoins auf Kredit oder wenn du noch einen zurückzahlst.

Hier findest du eine Anleitung für den sicheren Kauf von Bitcoin.

Niemand muss gleich einen ganzen Bitcoin kaufen. Ein Bitcoin besteht aus 100.000.000 Satoshis. #einemillionsatoshi kosten rund 260 Euro. (Stand Juli 2023)

Natürlich ist das weder eine Altersvorsorge noch der Grundstein für ein Vermögen. Du lernst aber etwas Neues und erlebst endlich Autonomie.

Was spricht aus deiner Sicht für einen Kauf von Bitcoin, was dagegen? Schreib mir das in die Kommentare!

Kommentare

2 Antworten zu „Bitcoin kaufen ja oder nein: Eine Prognose für die nächsten Jahre“

  1. Avatar von Sebastian
    Sebastian

    Liebe Eva,
    sehr gut wie Du alles hier zusammengefasst hast. Der wichtigste Aspekt kommt zum Schluss. Egal, ob man von Bitcoin überzeugt ist oder nicht. Man muss sich mit der Thematik befassen, weil die Chance groß ist, dass diese Technologie einen bestimmenden Platz in unserer Zukunft einnimmt. Diese Chance ist gleichzeitig ein Risiko. Informiere ich mich jetzt nicht, dann hole ich irgendwann den Wissensvorsprung nicht mehr ein und bin abgehängt. Einen kleinen Betrag in Bitcoin, Ether & Co zu investieren, ist eine gute Voraussetzung, um am Ball zu bleiben.

    Viele Grüße,

    Sebastian

    1. Avatar von Eva Brauckmann

      Hallo Sebastian, ja danke! Ich bin auch sehr dafür, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Kann ja auch richtig spannend sein! Beste Grüße, Eva

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